Der Flachsanbau in Mettenberg hat Tradition: seit Jahrhunderten wird die Pflanze mit der eintägigen blauen Blüte in der zweiten Aprilhälfte ausgesät. Nach rund 100 Tagen ist der Flachs reif und wird mitsamt der Wurzel aus dem Boden gezogen, gebündelt und auf dem Feld zum Trocknen aufgestellt.
Anschließend wird beim sogenannten Riffeln der Flachs über ein kammartiges Werkzeug gezogen und so die Samenkapseln mit den Leinsamen von den Stängeln getrennt. Diese werden dann dem Röste oder Ratzen genannten Fäulnisprozess ausgesetzt, wobei die äußerste Pflanzenschicht zersetzt und die Bastschicht vom Holz gelöst wird. Nach dem anschließenden erneuten Trocknen wird der jetzt spröde Flachs mithilfe der Breche gebrochen und so das Holz im Stängel zerkleinert.
Beim sogenannten Schwingen werden diese Schäben genannten Holzteilchen entfernt, Fasern mit Restschäben sind von schlechter Qualität und werden als „schäbig“ bezeichnet.
Im letzten Schritt werden die Fasern beim Hecheln durch einen groben Metallkamm gezogen, um letzte Verunreinigungen zu entfernen und die Langfasern parallel zu ordnen, bevor der nun zum Verspinnen fertige Flachs bis zur Weiterverarbeitung in Zöpfen zusammengedreht wird.
Seit 1976 lässt die Gruppe der Mettenberger Flachsbauern die Tradition wiederaufleben: über 50 Mitglieder verarbeiten mit den traditionellen Methoden Flachs zu Leinenstoff und demonstrieren das Handwerk jährlich bei den Schützenumzügen.