Im Herzen Biberachs steht die Kirche St. Martinus und Maria, die den meisten Biberachern als Stadtpfarrkirche St. Martin bekannt ist. Sie ist nicht nur die älteste und größte Kirche der Stadt, sondern ist auch eine sogenannte Simultankirche. Das bedeutet, dass seit 1548 fast durchgehend von zwei Konfessionen gemeinsam genutzt wird: der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde.
Die Kirche selbst gehört der im späten 12. Jahrhundert gegründeten Stiftung Gemeinschaftliche Kirchenpflege, die damit die vermutlich älteste Stiftung Deutschlands ist und in ihrer Konstruktion als Stiftung des öffentlichen Rechts weltweit einzigartig.
Im Laufe der Reformation wurde Biberach 1531 durch Beschluss des Stadtrats evangelisch. Nach dessen Anordnung wurde die Stadtpfarrkirche ausgeräumt, die katholische Messe verboten und 14 Altäre, darunter auch der Hochaltar, veräußert.
Die evangelische Vorherrschaft endete schon 1548 auf Anordnung des Kaisers Karl V., der mit dem sogenannten Augsburger Interim versuchte, die Gegenreformation durchzusetzen. Die darauffolgende gemeinsame Nutzung der Kirche war ursprünglich nur als Provisorium gedacht, führte aber nach dem Westfälischen Frieden 1648/1649 zur Ausbildung eines paritätischen Stadtregiments, durch das auch das Simultaneum fest installiert wurde.